Arbeiten in Haus und Küche
Denk ich zurück an meine Rienecker Zeit als Burgstaff 2009/2010, so beginnen vielerlei bunte Bilder und Stimmen durch mein Hirn zu strömen. Ich könnte dann sitzen und recht lang vor mich hinträumen … Festzuhalten ist: Es war voll schön!! Leicht wars aber nicht immer. Was machte also diese Zeit für mich so froh und wertvoll?
»Drehzahl erhöhn, sonst zündts!« So wurde man als entspannter Abiturient und frischgebackener Zivi anfangs oft daran erinnert, dass man nun etwas zu schaffen hätte. Als völliger Burgneuling kam da einiges auf mich zu. Auf was muss ich alles bei der Zimmerabnahme achten? Hab ich an die stinkende Speiserestetonne gedacht, hab ich den Gästen gesagt dass sie nach dem Grillen ordentlich den Rost putzen sollen um nicht selbst zu schrubben, sind alle Schulklassen in die Hausregeln eingewiesen, wie stehts um die Ordnung im Kiosk …? Hab ich Helga jetzt die Marmelade geholt?? Ja, es brauchte ein Weilchen bis zur Routine :)
Aber spannend war der Weg von Anfang an! Es war eine ungewohnte Erfahrung, nach der Schule so kindlich hilflos in ein "Unternehmen" zu plumpsen, das mit meiner Hilfe funktionieren sollte. Die Mitarbeiter haben Erwartungen an mich, wollen gute Qualität. Das hatte zur Folge, dass ich Verantwortung übernehmen durfte (und musste!?!), mich in Zuverlässigkeit und Kreativität gefordert sah … . Den rauhen Franken-Humor konnt ich dann irgendwann einordnen und hab ausnahmslos, hinter vermeintlich harten Schalen die herzlichsten Menschen entdeckt. Nach und nach bin ich in eine eingeschworene, lustige, bunt gemischte, hauptsächlich urfränkische Gemeinschaft hineingewachsen, die lacht, gelegentlich lobt, lästert und was am schönsten ist: sich gegenseitig braucht!! So wie ein Sandsteinquader die anderen braucht um eine Burg zu sein. Es ist schon ein ziemlich cooles Gefühl, wenn einem nach einer Zeit das Vertrauen geschenkt wird: »Du kannst das!«
Auch handwerklich hab ich als Zivi dabei sehr viel gelernt. Wir haben gestrichen, tapeziert, Sockelleisten eingepasst, mit Heri geschreinert, konnten uns im Traktorfahren üben … haben mit Handwerkern zu tun gehabt. Außerdem Einblick in eine Großküche gewonnen, in die Organisation dort und im Burgbüro, in die richtige Reinigung und Instandhaltung der Räume und vieles mehr.
Neben all dem fachlichen prägte meine Zivizeit aber vor allem das Zwischenmenschliche. Bei Hauseinweisungen, Spielen mit den verschiedensten Gruppen, Turmführungen und Nachtwanderungen bekam man langsam ein Gespür dafür, was Kinder in welchem Alter anspricht, wie die und auch wie man selbst so "drauf ist". Eher schüchtern, lernte ich mit der Zeit meine Turmführungen mit Selbstvertrauen und großem eigenem Spaß zu machen. Es ergaben sich coole, voll wertvolle Gespräche, z.B. mit internationalen Gästen, Kindern oder älteren Besuchern, die vielleicht nur am Sonntag mal eben hochwandern. Die Burg lebt! Man wird an Lagerfeuer eingeladen, lernt neue Spiele und Lieder und damit ein Stückchen Kultur kennen. Die Atmosphäre war oft total kreativ!
Zu dieser Kreativität, dem Arbeiten und dem allgemeinen Wohlbefinden trugen für mich in höchstem Maße, neben allen Mitarbeitern, der feste, gleichaltrige Staff bei. Beim kühlen »Keiler« Weißbier zusammen den Tag auf dem Turm ausklingen zu lassen, gemeinsam zu singen, zu grillen, zu spielen, in der Kapelle Ruhe zu finden … zu leben! – Das ist schon was!! :) Ich glaube, diese oft so sorgenfreie und erfüllende Zeit haben wir, dadurch dass wir so vieles gemeinsam gemacht haben, erst recht vertieft, versüßt und bunt angestrichen. Und wenns Burgprobleme gab – das kommt auf jeden Fall auch mal vor – dann fand sich immer jemand, das zu bereden.
Herzlichstes Gut Pfad, euer Bernhard (Zivi 2008/2009)