Eine Insel voller Pfadfinden
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Irgendeine VCP–Bundesveranstaltung, abends unten im Gewölbekeller:
»Achja, ich hab gehört du fährst nach Schweden.«
»Wie, nach Schweden? Ich?!«
»Ja, zum Camp Staff Seminar.«

Das Camp Staff Seminar ist ein Treffen von Staff-Vertretern verschiedener europäischer Pfadfinderzentren, welche im Goose Network Mitglied sind. Es dient dem Austausch von Informationen und Ideen zu Natur, Kultur und Umwelt. Für die Burg fuhren dieses Jahr Anne, Sonja und Moiken nach Vässarö. Max war Teil des Planungsteams.

Schon am Mittwoch sind wir nach Stockholm geflogen um uns ein wenig die Stadt anzuschauen. Besonders schön war Gamla Stan, die Stockholmer Altstadt, und das Kindermuseum Junibacken über die Geschichten von Astrid Lindgren. Anne folgte uns am Donnerstag. Zusammen mit Jan und Clemens vom Bucher Berg machten wir uns auf den restlichen Weg: 3 Stunden Bus fahren – halbe Stunde zu Fuß zum Hafen – und dann noch mit dem Boot nach Vässarö. Dort trafen wir auch auf die anderen Teilnehmer und das Planungsteam. Es war bereits 21 Uhr, als wir mit dem Traktor zu unseren Unterkünften gebracht wurden.

Anschließend ging’s direkt ins Boothaus, wo schon die andere Hälfte der Teilnehmer war und fleißig Fika aß. Fika ist eine schwedische Besonderheit: Es bezeichnet 3 zusätzliche Mahlzeiten am Tag. Naja, nicht richtig Mahlzeiten: gegen 10 Uhr gibt es Tee, Kaffee und Kekse oder Schokolade, um 15 Uhr zusätzlich noch Bratwurst und abends gegen 21 Uhr belegte Brote. Da legen alle ihr Arbeit nieder und kommen zusammen. So zumindest haben wir das auf Vässarö kennengelernt.

Die nächsten Tage waren vollgestopft mit Programm und Essen.

Bei den Workshops »Crossing Culture« und »Body Language« ging es um den Umgang mit internationalen Gästen. Bei »Blood, Sweat, Tears and Teamwork« mussten wir in Kleingruppen Hindernisse überwinden: zum Beispiel eine fünf Meter hohe glatte Wand hochklettern oder blind eine gefühlte halbe Stunde einem Seil folgen.

Einer der Goose-Klassiker ist »My centre, my country«. Aha. Und was heißt das? Es war eine Einheit, in der wir uns gegenseitig unsere Pfadfinderzentren vorgestellt haben. Abends im Speisesaal hat jedes Zentrum einen Tisch aufgebaut, übersäht mit Flyern, Stickern, Batches, Karten, Fahnen, Fotos, regionalem Essen. Reihum hatte jedes Zentrum 120 Sekunden Zeit, kurz zu erklären, wer sie sind und was sie besonders macht. Danach war Zeit alle Süßigkeiten auszuprobieren und die Pfadfinder hinter den Tischen auszuquetschen. Das war eine wirklich interessante Einheit, denn so einige waren erstaunt darüber, wie unterschiedlich es doch in allen Zentren zugeht. Es war eine gemütliche Atmosphäre mit vielen Plaudereien. Besonders die Pfadfinder aus dem noch sehr jungen rumänischen Zentrum Nocrich hatten Interessantes zu berichten.

Ein Highlight war der »Wilderness Day«: Als Erstes dachten wir, dass wir dann den ganzen Tag mitten im Dickicht hocken würden. Falsch gedacht. Was sich tatsächlich dahinter verbarg: im Mittelpunkt des »Wilderness Day« standen die Kettensäge, der Traktor und das Motorboot. Alle drei Dinge sind elementar auf Vässarö: ziemlich viel Wald, lange Strecken und eine ganze Menge Wasser. Das hat besonders Spaß gemacht, denn wann bekäme man in Deutschland schon mal die Gelegenheit ohne jeglichen Schein so etwas auszuprobieren.

In unserem Programmplan stand für Samstagabend bloß so etwas wie "going to Ljusklubben". Wie sich herausstellte, sollten wir mit Kanus auf eine kleine vorgelagerte Insel fahren. Dort erwarteten uns ein sternenklarer Himmel und ein blutorangener Horizont. Es war bereits etwas später und die Sonne ging gerade unter. Schon bald saßen überall schwarze Silhouetten auf den Felsen verteilt und genossen die Stille schweigend ins Gespräch vertieft. Später als es gänzlich dunkel wurde, versammelten wir uns an einem Lagerfeuer und für eine Weile wurde sogar gesungen. Irgendwann drängte sich bloß der Gedanke auf, wie man in dieser stockfinsteren Nacht auf dem Wasser zurückfinden sollte. Als wir uns dann auf den Rückweg machten, erwarteten uns auf dem Wasser bereits kleine Lichter, die uns den Weg wiesen. Auf dem Wasser schwammen Holzplatten, auf die Schalen geschraubt waren, in denen kleine Feuer brannten. Heilfroh, alle trocken wieder angekommen zu sein, will wohl niemand mehr diese einzigartige Erfahrung missen.

Und zu guter Letzt: es war Ostern. Wie man das in Deutschland so feiert, war uns bereits bekannt. Aber in Schweden, ist das etwas anders. Es bedeutet (mal wieder ;-) vor allem ganz schön viel Essen. Neben Frühstück, warmen Mittag und den drei Fikas gab es am Samstag und Sonntag noch jeweils ein hervorragendes mehrgängiges Osteressen.

Insgesamt ein lehrreiches Wochenende mit vielen neuen Bekanntschaften und Eindrücken von anderen Pfadizentren. Wir sind froh dabei gewesen zu sein und freuen uns auf das nächste Jahr!

Sonja und Moiken

Bildnachweis · Photos: S. Rechkemmer, J. Herrmann, A. V. Andersen, A. Cristian, A. Siegmund, M. P.

Zuletzt geändert am: 13.06.2014 um 15:52 von Schemppy

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